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INFORUM 3 2008 Vorworte von Elke Bartz und dem Vorstand

Vorwort von Elke Bartz

Liebe Leserin, Lieber Leser,

Dieses Vorwort schrieb ich am 12. August 2008. Wenn Sie das neue Heft einige Wochen später in der Hand - oder im Fuß - halten kann es sein, dass ich nicht mehr lebe. Ich weiß seit einigen Wochen, dass meinem Leben eine unheilbare aggressive Krebserkrankung ein Ende setzen wird.

Ich möchte jedoch die mir verbleibende Zeit nutzen, mich bei all den Freunden, Bekannten und Verwandten, die mir in den vergangenen Wochen bei der Bewältigung geholfen haben, zu bedanken. Sie haben mich damit durch die schwere Zeit begleitet und getragen. Es fällt auch jetzt nicht leicht, zu gehen. Wann ist es das schon? Und wann ist schon Zeit zu gehen?

Besonders schwer fällt es, wenn ich in die behindertenpolitische Zukunft blicke und damit in die Zukunft der Eingliederungshilfe. Hier sehe ich mit großer Sorge deren Reform und befürchte, dass diese nur zu Leistungskürzungen dienen sollen. Ich rufe alle zur Aufmerksamkeit auf und wünsche mir, dass sich die deutsche Behindertenbewegung nicht nur gegen Kürzungen wehrt, sondern dass am Ende ein einkommens- und vermögensunabhängiges Leistungsgesetz entsteht.

Zweifelsohne hat das SGB IX auch Verbesserungen mit sich gebracht. Dennoch bleiben eigene besondere Regelungen um zum Beispiel Restriktionsmöglichkeiten zu schaffen, dringend notwendig. Künftig sollten nicht nur Bürgerinnen und Bürger, sondern auch Verwaltungen und Gerichten klar gemacht werden, dass die Gesetze so gelten, wie sie geschrieben sind.

Meine Nachfolge tritt satzungsgemäß Frau Isolde Hauschild aus Leipzig an. Ich bitte Sie, das in mich gesetzte Vertrauen auf Isolde Hauschild zu übertragen. Die Geschäftsstelle und damit Ihr Ansprechpartner verbleibt bis auf weiteres bei meinem Ehemann Gerhard Bartz, der ja auch im Vorstand ist. Im Frühjahr kommenden Jahres finden auf der Hauptversammlung turnusgemäß Neuwahlen statt. Ich bin mir sicher, dass geeignete Nachfolger gefunden werden, die mein Lebenswerk fortsetzen werden.

Ich wünsche Ihnen Gesundheit

Elke Bartz

 

Vorwort des Vorstandes

Liebe Mitglieder, liebe Freunde und alle Leser des INFORUM,

zum ersten Mal hat dieses Heft zwei Vorworte. Wir möchten als Gesamtvorstand die Gelegenheit nicht verstreichen lassen, unsere Gedanken zur Erkrankung von Elke niederzuschreiben. Allerdings ist es uns auch schwer gefallen, hier die richtigen Worte zu finden.

Beginnen möchten wir mit einem Zitat, welches unsere Vorsitzende Elke Bartz in der Kobinet - Meldung vom 18. Juli 2008 selbst gesagt hat: „Ich werde voraussichtlich nicht mehr lange leben, denn ich habe Lungen- , Knochen- und Leberkrebs. An Weihnachtsgeschenke denke ich also nicht mehr". Natürlich möchten wir alle ihr auf diesem Weg nochmals zurufen: "Du hast immer gekämpft, jetzt ist es an der Zeit, um deine Gesundheit und gegen den Krebs zu kämpfen.” Ja liebe Elke, Du bist es, die die letzten gut 11 Jahre seit der Gründung von ForseA Aktionen initiiert und in der Hauptsache durchgeführt hat wie zum Beispiel

  • Faire Assistenz
  • ein machbares Persönliches Budget
  • Marsch aus den Institutionen – reißt die Mauern nieder
  • Behinderte on Tour - für Menschenwürde in der Pflege
  • Ich muss ins Krankenhaus... und nun?
  • Daheim statt Heim

und hast Dir aber auch für jeden Einzelnen, und für jede noch so lapidare Anfrage Zeit genommen und vieles mehr. Dabei hast Du Dir nie eine Minute Ruhe gegönnt, Du warst von früh bis spät damit beschäftigt, ForseA im Sinne der Selbstbestimmt-Leben-Bewegung zu führen. Seit unserem 10jährigen Bestehen und erst recht seit der letzten Mitgliederversammlung im April diesen Jahres hast auch Du gemerkt, dass die wahnsinnig viele Arbeit nicht weiter nur auf Deinen Schultern liegen kann, auch wenn Du in letzter Zeit zumindest einen Teil der Beratungstätigkeiten mit auf die Schultern von anderen ForseA - Mitgliedern gelegt hast.

Aus diesem Grund hast Du auch im Juni 2008 noch selbst das Seminar zur Ausbildung von Beratern für das Persönliche Budget in Lobbach geleitet und Menschen dafür gewonnen, die an der Beratungstätigkeit Spaß finden, besonders wenn sie anderen Menschen helfen können. An dieser Stelle möchten wir als Vorstand alle Mitglieder von ForseA dazu aufrufen, erstens uns, den Vorstand in der zukünftigen Arbeit zu unterstützen und zweitens auch in den eigenen Regionen ForseA - Arbeit zu leisten, um unserer Elke zu zeigen, dass ForseA weitergehen wird.

Wir alle, also nicht nur der ForseA - Vorstand, erinnern uns sicher gerade in diesen schwierigen Tagen an die erste Begegnung mit Elke. Seit dieser Zeit hat Elke allen erdenklichen Ämtern und Leistungsträgern, aber auch Politikern immer wieder Paroli geboten - und das um allen potentiellen Assistenznehmerinnen und Assistenznehmern ein selbstbestimmtes Leben zu ermöglichen. Und vielleicht ist es gerade diese Charaktereigenschaft von Elke Bartz, nämlich auch unbequem zu sein und unbequeme Wahrheiten zu sagen, dass staatlichen Stellen ihr die längst verdiente Anerkennung versagt haben. Liebe Elke, als Ersatz mögen Dir die unzähligen Dankschreiben dienen, die Dich in den letzten Wochen erreicht haben.

Menschen aus Anstalten zu befreien oder zu verhindern, dass sie von staatlicher Seite dorthin geschickt werden - und das hundertfach - deren Dank wiegt alles andere mehrfach auf.

Liebe Mitglieder, liebe Freunde, liebe Elke!

Wir hoffen, dass wir mit diesen Zeilen die richtigen Worte gefunden haben. Zum Abschluss möchte der Vorstand nochmals versichern, dass wir in Zukunft unsere Arbeit fortführen werden, damit Assistenznehmerinnen und Assistenznehmern ermöglicht wird, ihre Assistentinnen und Assistenten gerecht zu bezahlen. Elke Bartz in ihrem letzten Kommentar zum Kobinet Artikel vom 1.8.2008: "Assistenz heißt nicht nur ‚Arsch abwischen’ oder die armen behinderten Menschen im Rollstuhl durch den Park schieben und mit ihnen Eis essen. Hier geht es vielmehr um sehr verantwortungsvolle Tätigkeiten wie die komplette Grundpflege, die hauswirtschaftliche Versorgung mit all ihren Facetten bis hin zur Behandlungspflege.” Es hilft nichts, wenn wir überall Arbeitgebermodelle mit aus der Taufe heben und diese mangels fairer Bezahlung nicht mit Assistentinnen und Assistenten belebt werden können.

In diesem Sinne wünschen Ihnen allen die ForseA - Vorstandsmitglieder einen goldenen Herbst und verbleiben bis zum nächsten INFORUM mit den besten Grüßen

Isolde Hauschild, stellvertretende Vorsitzende
Gerhard Bartz, Karin Brich, Inge Jefimov, Jens Merkel und Dr. Corina Zolle

 

 

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