2010 - das Jahr, in dem die Behindertenrechtskonvention umgesetzt  wird!
        
 Das Jahr 2009 neigt sich dem Ende zu. Rückblickend  muss konstatiert werden, dass wir mit sehr viel Energie nahezu auf der Stelle getreten  sind. Wenn man sich die Termine auf unserer  Homepage anschaut und weiß, wie viel Aufwand es für uns bedeutet, "mal  kurz" nach Berlin zu reisen, kann man ermessen, wie viele Anstrengungen wir  unternommen haben, um unsere Forderungen in die Gesellschaft und die Politik zu  tragen. Was blieb übrig? Ein Abschluss der Krankenhauskampagne, der kein  Abschluss sein darf, weil kurz vor der Gesetzgebung wesentliche Forderungen  gekappt wurden. Die Assistenz behinderter Arbeitgeber im Krankenhaus wurde endlich Gesetz, was einige Kostenträger dazu veranlasste, die  hauswirtschaftliche  Versorgung und die Eingliederungshilfe herauszurechnen. Dabei kann sich jeder ausrechnen, dass die  pflegerischen Mehrbedarfe in dieser Zeit wesentlich höher sind als zuhause.  Aber so geschieht es eben, wenn Gesetze zusammengezimmert werden und  Expertenmeinungen ungehört bleiben. Nach wie vor können Menschen mit  Assistenzbedarf nicht zur Kur, weil keine Rehaklinik bereit ist, diese  aufzunehmen. Nach wie vor werden Kunden ambulanter Dienste und Heimbewohner  alleine ins Krankenhaus geschickt, obwohl der Gesetzgeber weiß, dass deren  Probleme genau so gravierend sind wie die der behinderten Arbeitgeber, mitunter  sogar lebensbedrohlich! Wir haben zur Handhabung der neuen Gesetze Handlungsempfehlungen auf unsere Homepage gestellt.
Das Jahr 2009 neigt sich dem Ende zu. Rückblickend  muss konstatiert werden, dass wir mit sehr viel Energie nahezu auf der Stelle getreten  sind. Wenn man sich die Termine auf unserer  Homepage anschaut und weiß, wie viel Aufwand es für uns bedeutet, "mal  kurz" nach Berlin zu reisen, kann man ermessen, wie viele Anstrengungen wir  unternommen haben, um unsere Forderungen in die Gesellschaft und die Politik zu  tragen. Was blieb übrig? Ein Abschluss der Krankenhauskampagne, der kein  Abschluss sein darf, weil kurz vor der Gesetzgebung wesentliche Forderungen  gekappt wurden. Die Assistenz behinderter Arbeitgeber im Krankenhaus wurde endlich Gesetz, was einige Kostenträger dazu veranlasste, die  hauswirtschaftliche  Versorgung und die Eingliederungshilfe herauszurechnen. Dabei kann sich jeder ausrechnen, dass die  pflegerischen Mehrbedarfe in dieser Zeit wesentlich höher sind als zuhause.  Aber so geschieht es eben, wenn Gesetze zusammengezimmert werden und  Expertenmeinungen ungehört bleiben. Nach wie vor können Menschen mit  Assistenzbedarf nicht zur Kur, weil keine Rehaklinik bereit ist, diese  aufzunehmen. Nach wie vor werden Kunden ambulanter Dienste und Heimbewohner  alleine ins Krankenhaus geschickt, obwohl der Gesetzgeber weiß, dass deren  Probleme genau so gravierend sind wie die der behinderten Arbeitgeber, mitunter  sogar lebensbedrohlich! Wir haben zur Handhabung der neuen Gesetze Handlungsempfehlungen auf unsere Homepage gestellt.
        
Vor kurzem bin ich auf der Recherche im Internet auf einen  Aufsatz unserer verstorbenen Gründungsvorsitzenden Elke Bartz aus dem Jahr 1998 gestoßen. Der Aufsatz "Quo vadis  Menschenwürde" wurde im Dezember 1998 geschrieben. Man stellt mit  Erschrecken fest, dass sich seither nicht allzu viel geändert hat. Gut, der  immer wieder falsch angewandte § 3a BSHG heißt jetzt § 13 SGB XII. Das war es  aber auch. Die missbräuchliche Anwendung durch viele Kostenträger ist die  Gleiche geblieben und hat auch zahlenmäßig nicht abgenommen. Was haben wir  dagegen in diesen elf Jahren gekämpft, geschrieben, debattiert und schöne Reden  angehört? Vielleicht sollten wir innehalten und erst einmal unsere  Vorgehensweise überprüfen? Vielleicht kommen wir mit  Nettigkeiten doch  nicht weiter? Vielleicht müssen wir wirklich wieder auf die Straße, auf der  schon sehr viel erreicht wurde (nur um ein Stichwort zu nennen: Bremen 1981).  Heute kann man unsere Forderungen mit dem Radiergummi oder der PC-Maus bekämpfen.
        
Seit diesem Jahr sind wir im Besitz einer scharfen Klinge,  der Behindertenrechtskonvention der Vereinten Nationen. Es ist an uns, darauf  zu achten, dass uns diese nicht aus der Hand geschlagen wird. Gefahr droht uns  nicht nur aus der Ecke derer, die uns die Umsetzung verweigern. Die weitaus  größere Gefahr geht von denen aus, die bei der Umsetzung allzu große  Kompromisse hinzunehmen bereit sind. Denn dadurch wird der Gesellschaft  eingeredet, es seien alle Punkte  erfolgreich abgearbeitet. Weil jedoch noch immer Menschen mit Behinderung 
        
          
	- in "Heime" eingeliefert werden, da  die "gewährte" Finanzierung der benötigten Assistenz in der eigenen Häuslichkeit nicht  ausreichend ist 
- zuhause Not leiden, weil die  "gewährte" Assistenz nicht bedarfsdeckend ist
- gleich welchen Alters gegen deren erklärten  Willen mit staatlicher Gewalt ausgesondert und in Sondereinrichtungen verwahrt  und verwaltet werden
- Einkommen und Rücklagen weggenommen werden
- durch immer noch nicht barrierefreie öffentliche  Verkehrsmittel in der Mobilität dadurch zusätzlich behindert werden, dass  ihnen der benötigte Ersatz verweigert wird
- durch nicht barrierefreie öffentliche  Einrichtungen (z.B.  Toiletten in Gastronomiebetrieben) oder 
- durch einen eklatanten Mangel an   zugänglichen Wohnungen bei der Wohnungssuche und beim Besuch von Verwandtschaft  und Bekanntschaften zusätzlich behindert werden
müsste auch Laien klar sein, dass wir noch einen riesigen  Aufholbedarf abarbeiten müssen, um die Forderungen der  Behindertenrechtskonvention zu erfüllen. Dabei erhebt die Liste keinerlei  Anspruch auf Vollständigkeit. In unserer Verfassung steht seit nunmehr 15  Jahren im Artikel 3 "Niemand darf wegen seiner Behinderung benachteiligt  werden." Für juristisch ungebildete Menschen ist damit eigentlich alles  gesagt. Juristen und Politiker dagegen stellen klar, dass damit keine einzige  Forderung begründet werden könne. Auch wegen dieser Tricksereien werden wir  dafür sorgen, dass mit der Behindertenrechtskonvention kein Schindluder  getrieben wird!
        
Bundespräsident Horst Köhler forderte in seiner   Weihnachtsansprache einen achtsamen Umgang untereinander. Wir denken in diesem  Zusammenhang an Behörden und Gerichte, die uns auch heute noch vorwerfen,  dass die Kosten unseres Lebens mit Assistenz der Gesellschaft nicht zuzumuten  seien. Behinderte Menschen mit Assistenzbedarf finden selten Lebenspartner.  Grund hierfür ist auch, dass diese personell und finanziell in Mithaftung  genommen werden. Eltern im hohen Alter müssen  für ihre Kinder, auch  wenn diese mittlerweile selbst das Rentenalter erreicht haben, Unterhalt bezahlen und  dies auch noch direkt an das Sozialamt. Alleiniger Grund dafür ist deren Bezug  von Eingliederungshilfe.
 Weihnachtsansprache einen achtsamen Umgang untereinander. Wir denken in diesem  Zusammenhang an Behörden und Gerichte, die uns auch heute noch vorwerfen,  dass die Kosten unseres Lebens mit Assistenz der Gesellschaft nicht zuzumuten  seien. Behinderte Menschen mit Assistenzbedarf finden selten Lebenspartner.  Grund hierfür ist auch, dass diese personell und finanziell in Mithaftung  genommen werden. Eltern im hohen Alter müssen  für ihre Kinder, auch  wenn diese mittlerweile selbst das Rentenalter erreicht haben, Unterhalt bezahlen und  dies auch noch direkt an das Sozialamt. Alleiniger Grund dafür ist deren Bezug  von Eingliederungshilfe. 
        
Die Verweigerung der Chancengleichheit hat ihren Ursprung im  jahrhundertealten Verstecken behinderter Menschen. Denn eine Behinderung  wurde allzu oft  als Strafe Gottes gesehen. Und genau dieser Ansicht hängen noch viele Menschen  in den Sozialverwaltungen und andere Teile der Gesellschaft nach. Die Aussonderungen  werden nach wie vor auch mit aller staatlicher Gewalt betrieben. Zuerst werden  ohne Bedarf "Heime" gebaut und dann in einer seltsam anmutenden  Zusammenarbeit zwischen Sozialverwaltungen und den Trägern dieser Anstalten mit  in Frage kommenden Menschen befüllt. Stellvertretend für viele Andere sei die  ehemalige Bundeshauptstadt Bonn genannt. Scheinbar liberale Gesetze werden  hinsichtlich der Restriktionsmöglichkeiten mit geradezu sportlichem Ehrgeiz ins Unendliche gedehnt. Hier muss  die oben zitierte Achtsamkeit in der Praxis eingefordert werden. Wenn dies  nicht mit Unterstützung des Bundespräsidenten geschieht,  bleibt seine  Weihnachtsansprache eine von vielen, die gehört und vergessen werden.
        
Elke hat uns in ihrem letzten Interview aufgefordert  "Seid achtsam und wachsam!". Diese Forderung sollten wir - nicht nur  vom ForseA-Vorstand - uns ständig vor Augen halten. Dieser praktische  Stillstand der letzten zehn Jahre, trotz schön klingender Gesetze, muss ein  Ende haben. 
        
Die Banken- und Wirtschaftskrise wird gerne zum Vorwand  angeführt, um unsere Forderungen abzulehnen. Dabei sind die Menschenrechte,  auch die Rechte aus der Behindertenrechtskonvention der Vereinten Nationen an  keiner Stelle mit einem Finanzierungsvorbehalt versehen. Es handelt sich um  Selbstverständlichkeiten, die jedem Menschen ohne Behinderung zugestanden werden.  Dass unsere Regierung schnell handeln kann, hat sie eindrucksvoll unter Beweis  gestellt, als sie den gestrauchelten Zockern wieder auf die Beine geholfen hat.  Die Erfüllung unserer Forderungen ist für Bruchteile davon zu haben. Die Zeit  der schönen Worte ist vorbei. Es müssen Taten folgen.
        
Wir bedanken uns bei vielen Menschen in- und außerhalb unseres Vereines für die gute Zusammenarbeit und Unterstützung und hoffen darauf auch im kommenden Jahr. Wir freuen uns auf neue Mitglieder, da wir uns nahezu ausschließlich über Mitgliedsbeiträge finanzieren. Und wir freuen uns über   Unterstützer unserer Kampagne für ein bedarfsdeckendes, einkommens- und vermögensunabhängiges Gesetz zur Sozialen Teilhabe.
 Unterstützer unserer Kampagne für ein bedarfsdeckendes, einkommens- und vermögensunabhängiges Gesetz zur Sozialen Teilhabe. 
        
Wir wünschen allen Mitgliedern ein gesundes, gutes Neues Jahr ohne  Assistenzstress, in dem unsere Nachteile endlich ausgeglichen werden!
        
Gerhard Bartz, Vorsitzender 
	          Dezember 2009